Ainmhí Sheoil, das Biest mit dem Segel, wird der Riesenhai in irischer Sprache genannt. Mit etwas Glück kann man die Riesenhaie während der Saison bei einem Bootsausflug zu den Blasket Islands vor der Westspitze der Dingle-Halbinsel sehen. An an einem guten Tag schauen auch Wale, Delfine und Papageientaucher vorbei.
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Die zweitgrösste Haiart unseres Planeten kann über 10 Meter lang werden, auch wenn in der Natur nur wenige Individuen diese Länge erreichen. Doch die Riesenhaie sind auf dieser Tour ein Bonus, mit dem man nicht rechnen sollte. Die Riesenhai-Saison dauert von April bis Anfang Juli, aber auch während dieser Zeit sind Sichtungen nicht selbstverständlich. Das macht unser Guide gleich zu Beginn klar: "They are not there for us". Das ist natürlich richtig, sie sind sie sind nicht für uns hier. Sie kommen in diese Gewässer, um Plankton zu finden. Doch es gibt auch ausserhalb der Saison gute Gründe für eine Tour. Mit etwas Glück kann man Delfine, Wale, Robben, Papageientaucher und andere Seevögel sehen. Und wenn es, was die Meeresbewohner angeht, ein schlechter Tag wird, bleiben immer noch die landschaftlich sehr reizvollen Inseln und die Vorfreude, sich nach der Tour im Pub wieder aufzuwärmen.
Ausgangsort der Exkursion ist Ventry Harbour in Ceann Tra, etwa fünf Autominuten vom Küstenstädtchen Dingle in Südirland entfernt. Ziel sind die Blasket Islands, eine Inselgruppe im Süden Irlands. In den 1950er Jahren sind die letzten Einwohner aufs Festland gezogen. Zu hart und isoliert war das Leben als Selbstversorger auf diesen Inseln, die bei schlechtem Wetter teilweise wochenlang vom Festland abgeschnitten waren. Da konnte eine Grippe schon mal ein Kinderleben fordern.
Heute lebt nur noch ein Inselhüter auf der Insel, der im Sommer zu den Schafen schaut, die auf der Insel grasen.
Seit die Menschen weg sind, haben die Robben einige Strände wieder in Beschlag genommen. Sie waren für die Bewohner der Inseln früher eine wichtige Proteinquelle. Da sie nicht mehr gejagt werden, lassen haben sie sich wieder an den Stränden sehen und stören sich auch nicht am vorbeifahrenden Boot. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie schnell Wildtiere wieder in ihre Habitate zurückkehren, wenn man sie nur lässt.
Die Fahrt führt weiter zur nächsten Insel. Sind wir in einer Szene von Game of Thrones gelandet? Oder auf einer Pirateninsel? Nein, wir sehen die dramatische Szenerie der Cathedral Rocks der Insel Inishnabro. Hier brüten viele Seevögel wie der Papageientaucher.
Wildes Irland - Riesenhaie voraus
Nach dem Abstecher nach Inishnabro kommt der Moment der Haifreunde. Hoffentlich. Der Kapitän hat am Vormittag einen Riesenhai gesehen und ist zuversichtlich, dass wir einige Individuen sehen werden. Und tatsächlich, da sind sie, sie gleiten gemächlich durch das Wasser und filtern Plankton. Jetzt wird auch klar, weshalb die Riesenhaie auch Seeschlangen genannt werden. Tatsächlich sehen die Rücken- und Schwanzflosse des Riesenhais von Boot aus ein wenig wie eine Seeschlange, vor allem, wenn der Hai Kurven schwimmt.
Ab ins Wasser?
Als Taucher und Schnorchler würde man die Riesenhaie natürlich gerne in ihrem Element erleben. Eine Tauchgang zu den Riesenhaien ist aber nur etwas für sehr erfahrene Taucher. Schlechte Sicht unter Wasser, kalte Wassertemperaturen und starke Strömungen sind nichts für Gelegenheits- und Tropentaucher wie mich. Die Strömung kann schon mal so stark sein, dass Bojen fast unter Wasser gezogen werden, mehr dazu im Artikel des Magazins tauchen: Die Möglichkeit, mit den Basking Sharks zu schnorcheln gibt es in Cornwall.
Riesenhai (Cetorhinus maximus) Haie bevölkern seit über 400 Millionen Jahren die Meere. Sie haben als Spezies mehrere Massenaussterben überlebt und sind ihrer Umgebung perfekt angepasst. Der Riesenhai ist der – nach dem Walhai - grösste Hai des Planeten. Er ist ein Filterer, das heisst, er filtert kleine Fische und Plankton aus dem Wasser. Riesenhaie folgen im Jahresverlauf dem jeweiligen Planktonangebot und können dabei Distanzen von mehreren Tausend Kilometern zurücklegen. Die meiste Zeit des Jahres sind sie alleine unterwegs, im Frühjahr und Sommer bilden sie nach Geschlechtern getrennte Gruppen. Riesenhaie haben eine sehr lange Tragezeit, Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie zwischen einem und drei Jahren dauert. Die Tiere wachsen zudem sehr langsam. Diese beiden Faktoren machen sie sehr anfällig für Überfischung. Gemäss der IUCN sind die Basking Sharks eine gefährdete Spezies. Viele Fragen rund um den Riesenhai sind noch offen, wie bei vielen anderen der über 550 Haiarten auch. Eine weitere Haiart, die gefährdet ist, bevor sie richtig erforscht werden kann. In Dingle beginnt die Riesenhai-Saison im April. Die Einheimischen nennen die Riesenhaie „Sun Sharks“, da sie bei ruhigem Meer und Sonne am besten zu sehen sind. Aber natürlich filtern sie auch bei schlechtem Wetter Plankton an der Oberfläche, Hunger hat man schliesslich auch, wenn es regnet. |
Doch nicht nur Riesenhaie kreuzen unseren Weg, Delfine sind auf den meisten Touren zu sehen, mit etwas Glück gibt es auch Begegnungen mit Walen, im Frühjahr Minkwale und im Herbst Buckelwale. Die Minkwale riechen ein wenig streng, sie werden deshalb auch "stinky-minke" genannt.
Der Minkwal, auch Zwergwal genannt erreicht trotz seines Namens eine Länge von bis zu 12 Meter.
Zurück im Hafen lockt ein Bad im Meer, zumindest die Irinnen und Iren. Bei 9 Grad Wasser- und Lufttemperatur und einer steifen Brise entscheiden wir uns dann doch lieber für den Pub-Besuch.
Praktische Tipps
Reisezeit: Die Riesenhai-Saison auf den Blasket-Islands dauert von April bis Anfang Juli und kann von Jahr zu Jahr etwas variieren, da die Planktonvorkommen unter anderem abhängig sind von der Wassertemperatur und den Strömungen.
Veranstalter: Es gibt verschiedene Tourenanbieter, wir haben uns für Eco Marine Tours entschieden, einen sehr erfahrenen Anbieter, der den Fokus auf Riesenhaie und Wale legt. Die Dolphin and Whale Watching Tour dauert vier Stunden und startet um 13.00 Uhr. Eco Marine Tours bieten weitere Touren an, bei denen man die Basket Islands betreten kann. Auch bei diesen Ausfahrten gibt es eine Chance, unterwegs Meerestiere zu sehen. Kontakt und weitere Infos: https://www.marinetours.ie/
Übernachten: Dingle bietet eine Vielzahl von Übernachtungsmöglichkeiten, aber es gibt auch ausserhalb von Dingle zahlreiche Bed&Breakfasts, wir waren im Old Irish Farmhouse, das B&B liegt etwas ausserhalb. Einfach, zweckmässig und mit einem tollen Blick aufs Meer.
https://www.oldirishfarmhousedingle.com/.
Feiern: Das Dingle Pub bietet wie so viele Pubs in Irland Live-Musik. Wir haben hier einen der besten Auftritte während unserem Aufenthalt erlebt, es treten aber die laufend andere Bands auf. Aber nur hier hat man die Chance, David Geaney, dem fünffachen Weltmeister im Irish Dance tanzen zu sehen. Er lebt hier und war an diesem Tag bei uns auch als Kellner im Einsatz. Definitiv der Kellner mit den schnellsten Füssen, den wir je gesehen haben. http://www.thedinglepub.com/
Sehenswertes: Die Dingle Halbinsel ist landschaftlich wunderschön und bietet viele historische Sehenswürdigkeiten von der Steinzeit über keltische Forts bis ins Mittelalter. Der Dinge Trail führt in zwölf Tagesetappen einmal rund um die Insel mit Tagesetappen von 15 bis 20 Kilometern. Wer lieber mit dem Auto unterwegs ist sollte den Slea Head Drive nicht auslassen, bei gutem Wetter sind hier tolle Ausblicke garantiert. Aber Vorsicht: Die Strasse ist teilweise sehr eng und das Kreuzen mit den Ausflugsbussen kann zu plötzlichen Adrenalinschüben führen. 😉? |
Ventry Harbour ist der Ausgangspunkt der Tour.
Die Wild Moments Bewertung Wie wild war es? ⭐⭐⭐⭐ Seit die Menschen nicht mehr dauerhaft auf Blasket Island leben, sind die Robben zurückgekehrt, die Inseln und die umliegenden Gewässer sind zweifellos ein Stück wildes Irland. Leider kann man mit den Riesenhaien nicht schnorcheln. Wie nachhaltig ist die Tour? ⭐⭐⭐⭐ Riesenhaie werden vielerorts für ihr Fleisch und ihre Flossen gejagt und der Bestand gilt als gefährdet. Ökotourismus ist die nachhaltigere Version, um die Tiere wirtschaftlich zu nutzen. Die lokale Wirtschaft wird unterstützt und es gibt einen ökonomischen Grund, um die Tiere zu schützen. Wie familienfreundlich ist die Tour? ⭐⭐⭐⭐ Die Tour eignet sich gut für Familien mit etwas grösseren Kindern ab 10 Jahren, jüngere Kinder sind an Bord nicht erlaubt, zumindest nicht bei diesem Anbieter. Man ist vier Stunden auf dem Meer. Wenn die See zu rau ist, fahren die Veranstalter nicht hinaus. Wer schnell seekrank wird, sollte vor der Abfahrt ein entsprechendes Medikament einnehmen, aber das gilt nicht nur für die Kinder. Wie gross sind die Erfolgschancen? ⭐⭐⭐(⭐) Die Riesenhai-Saison auf den Basket Islands dauert von April bis Anfang Juli. Trotzdem braucht es ein wenig Glück, um die Basking Sharks zu sehen, sie zeigen sich nicht bei jeder Ausfahrt. Ein wenig Meeresleben gibt es immer zu sehen. Delfine, Robben, je nach Saison verschiedene Walarten, zum Beispiel im Frühjahr Mink-Wale und im Herbst Buckelwale. Und wer mit der Fauna Pech hat, erfreut sich einfach an den schönen Landschaften der Basket Islands. Wie gut ist die Tour für Wildlife-Fotografie geeignet? ⭐⭐ Fotografieren vom schwankenden Boot aus mit langen Brennweiten ist nicht ohne Grund eher unbeliebt. Und natürlich kommen Delfine und Wale immer dann an die Oberfläche, wenn man die Kamera gerade woanders hingerichtet hat. Mit beeindruckenden Wildlife-Shots wird wohl kaum jemand zurückkehren, auch deshalb nicht, weil sich die fotogenste Seite der Riesenhaie und Wale unter Wasser verbirgt. |
Für alle, die bis hier durchgehalten haben gibt es als Bonus zwei Impressionen aus dem Dingle Pub.
David Geaney, fünffacher Irish Dance-Weltmeister.