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Autorenbildarmin schädeli

Von den Little Five zu den Big Five in Namibia

Wer auf Safari geht, möchte die Big Five sehen. Doch es lohnt sich, auch nach den weniger populären Tieren Ausschau zu halten. Zum Beispiel in der Namibwüste auf einer Tour mit "Living Desert" unterwegs zu den Little Five. Und da es so ganz ohne die Big Five auch nicht geht, machen wir einen Abstecher in die Nähe des Etoscha Nationalparks und besuchen das Onguma Forest Camp. Dort gibt es einen Fotohide, in dem man man mit ein wenig Glück Tierbegegnungen auf Augenhöhne hat, in unserem Fall kam ein Löwenrudel zu Besuch.

Wenig Zeit? Hier kommst du direkt zum Onguma Forest Camp am Rande des Etoscha Nationalparks inklusive Fotohide und Rendez-vous mit einem Löwenrudel.

Auf den ersten Blick wirkt die Dünenlandschaft südlich von Swakopmund in Namibia extrem lebensfeindlich und leblos. Auf den zweiten Blick auch. Es

braucht schon sehr erfahrene Augen, um hier Leben zu entdecken. Hier kommen die Guides von Living Desert Tour ins Spiel, einem Tourenanbieter, der in den Neunziger Jahren von Tommy Collard gegründet wurde mit dem Ziel, das Verständnis für das Ökosystem Küstenwüste zu fördern.

Auf dem Bild ist das Tour-Fahrzeug von Living Desert Tours zu sehen.

Vier bis fünf Stunden dauert die Suche nach den Little Five. Dazu gehören das Namaqua-Chamäleon, die Zwergpuffotter, der Shovel-Snouted Lizard, der durchsichtige Palmato-Gecko sowie die White Lady Spider. Während der Tour erfährt man viel über dieses fragile Gebiet und darüber, welche Wege die Evolution gefunden hat, um das Überleben in diesem regenarmen Gebiet zu

Auf dem Foto ist ein Palmatogecko zu sehen.
Der Namibgecko oder Palmatogecko (Pachydactylus rangei) hat teilweise transparente Haut, die einen Blick auf die Organe ermöglichen.

ermöglichen. Da ist beispielsweise der Skarabäus, der sich im Morgennebel mit dem Hinterteil nach oben auf einen Dünenkamm stellt und wartet, bis sich auf seinem Körper Tautropfen bilden und den Körper herunterlaufen bis zum Mund. Die Nähe zum Meer und das Aufeinandertreffen von warmen und kalten Strömungen und der damit verbundene Nebel machen hier den Unterschied. Gerade für Kinder ist die Tour ein tolles Erlebnis, quasi Live-Biologieunterricht. Unser Guide ging sehr auf die Kinder ein und erklärte Zusammenhänge einfach und gut verständlich. Und für alle schon etwas Älteren ist es eine seltene Möglichkeit, das Leben in der Namib-Wüste zu entdecken. Wer in Namibia in der Nähe von Swakopmund unterwegs ist und sich nicht nur für die Big Five interessiert, sollte diese Tour in Betracht ziehen.

Mehr Informationen auf der Website von Living Desert Tours

Auf dem Bild ist eine Namib-Viper zu sehen.
Eine beim Sonnenbaden aufgeschreckte Zwergpuffotter (Bitis peringueyi), auch Namibviper genannt. Ihr Biss soll sehr schmerzhaft, aber nicht tödlich sein.
Auf dem Bild ist ein Namaqua-Chamäleon zu sehen.
Chamäleons können ihre Farbe je nach Tageszeit, Stimmung und Temperatur anpassen. Die Männchen sind am buntesten, wenn sie auf der Suche nach einer Partnerin sind. Ihre Farben sollen potenzielle Partnerinnen beeindrucken. Chamäleons benutzen die Farbe aber auch zur Temperaturregelung. Also: Wenn es ihnen zu kalt ist wird die Haut dunkler, so dass sie mehr Sonnenlicht absorbiert. So wie bei diesem Namaqua-Chamäleon (Chamaeleo namaquensis) (Copyright: Armin Schädeli)
Auf dem Bild ist das Logo von Wild Moments zu sehen, ein springender Jaguar

Das Wild Moments Rating ⭐ bis ⭐⭐⭐⭐⭐ Sterne Wie wild war es? ⭐⭐⭐ Es handelt sich um eine seltene Möglichkeit, einige Einwohner der Namib-Wüste kennenzulernen. Ohne Guides würde man achtlos an den gut getarnten Lebewesen vorbeigehen. Die Interaktion zwischen Guide und Tier ist allerdings ziemlich handfest. Wie gross sind die Erfolgschancen? ⭐⭐⭐⭐ Hier werden erfahrende Guides beschäftigt, die Chance ist sehr gross, ein paar der Little Five zu sehen. Je nach Jahreszeit sieht man mal mehr, mal weniger Tiere. Wie nachhaltig war es? ⭐⭐⭐ Man kurvt mit dem Fahrzeug in den Dünen herum, was per se nicht allzu nachhaltig ist. Allerdings nutzen die Anbieter immer die gleiche Route, denn das Ökosystem Küstenwüste ist sensibler als man denken würde und eine Autospur kann problemlos 100 Jahre sichtbar sein. Ob es den Echsen und Chamäleons Spass macht, von den Guides angefasst und aufgehoben zu werden, wage ich zu bezweifeln. Wie familienfreundlich ist die Aktivität? ⭐⭐⭐⭐⭐ Die Tour eignet sich sehr gut für Kinder, die Guides gehen auf die Kids ein und machen Biologie erlebbar. Es quasi Live-Biologieunterricht, der sich nicht so anfühlt wie Unterricht. Wie gut eignet sich die Aktivität für Wildlife-Fotografie? ⭐⭐⭐⭐ Es handelt sich um eine gute Möglichkeit, Tiere zu fotografieren, die die meisten Fotografen ansonsten kaum vor die Linse kriegen würden. Allerdings werden einige der Tiere von den Guides wortwörtlich aus den Dünen ausgegraben. Wer es authentisch mag, wird hier nicht glücklich.

Übernachtungs-Tipp in Swakopmund The Strand Hotel Ausgangslage für die Tour ist das Küstenstädtchen Swakopmund. The Strand Hotel liegt direkt am Meer und verfügt über mehrere gute Restaurants (Seafood und Grill), einem Kaffee mit sündhaft leckerer Confiserie und hauseigener Brauerei. Dazu eine geschmackvolle Einrichtung und ein toller Service. Übrigens: Von Swakopmund sind es mit dem Auto nur 1.5 Stunden bis zur Cape Cross Robbenkolonie.


https://www.strandhotelswakopmund.com/


Von den Little Five zu den Big Five in Namibia


Im zweiten Teil unserer Reise waren wir mit einem 4x4-Camper unterwegs. Natürlich verbrachten wir auch einige Tage im Etoscha Nationalpark. Im Etoscha hatten wir einige schöne Tierbegegnungen, wobei ich jederzeit die Nationalparks Botswanas bevorzugen würde. Die Camping-Plätze, die innerhalb des Nationalparks liegen, werden vom

Auf dem Bild ist ein vier mal vier-Camper zu sehen mit aufgestelltem Zelt.

Namibischen Staat betrieben. Sie bieten den Vorteil, dass man sich länger im Park aufhalten kann, sie sind jedoch eher rustikal und einfach gehalten. Zum Abschluss der Reise verbrachten wir ein paar Nächte im Onguma Game Reserve, das direkt an den Etoscha Nationalpark grenzt. Ich bin kein grosser Fan von solchen kleinen Game Parks (in Onguma sind es 340 Quadratkilometer), von denen es im südlichen Afrika sehr viele gibt. Zu sehr erinnern sie mich trotz ihrer meist respektablen Grösse ein wenig an Zoos. Für mich geht nichts über Nationalparks, die ohne Zäune auskommen und wo Tiere ihren natürlichen Wanderbewegungen ungehindert nachgehen können. Beispielweise so, wie dies in der Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area angedacht ist, welche Gebiete aus Sambia, Namibia, Botswana, Simbabwe und Angola umfasst. Dazu gehören auch der Chobe-Nationalpark und Okavango in Botswana, zwei der aus meiner Sicht wildesten und schönsten Nationalparks im südlichen Afrika.

Onguma Forest Camp

Auf dem Bild ist die Onguma Bush Lodge zu sehen.
Copyright: Onguma Bush Lodge

Trotz dieser Vorbehalte ist das Onguma Forest Camp einen Besuch wert. Das liegt zum einen an der familiären Atmosphäre, nur 11 Bungalows stehen harmonisch in ein Wäldchen eingebettet. Zudem gibt es keine Zäune, morgens auf dem Weg vom Bungalow zur Reception begegnet man den Kudus, einer grossen Antilopenart. Die Kudus suchen nachts zwischen den Bungalows Schutz vor Raubtieren. Das Restaurant zaubert leckere Gerichte, ohne sich in Sterneküche zu versuchen und bietet den Blick auf ein Wasserloch, welches gut besucht wird. Dazu gibt es noch einen kleinen Pool, in dem sich abkühlen kann. Auch das Thema Nachhaltigkeit wird hier gross geschrieben. Die lokale

Auf dem Bild ist ein Kind zu sehen, dass vor einem Wasserloch steht, im Hintergrund steht ein Elefant.

Gemeinschaft soll vom Tourismus profitieren, nicht nur durch die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Lodge. Denn was in den Augen von uns Reisenden eine faszinierende exotische Landschaft ist, sieht ein lokaler Bauer vielleicht eher als ungenutztes Land, auf dem man weder etwas anpflanzen noch jagen kann. Vor über 10 Jahren haben die Verantwortlichen von Onguma deshalb eine Farm gegründet, die mittlerweile in der Region ein grosser Arbeitgeber ist und lokale Märkte und Supermärkte mit Gemüse beliefert.

https://onguma.com/sustainability-on-onguma/

Mehr Infos unter: https://onguma.com/de/onguma-forest-camp-ger/


Ein Besuch im Fotohide mit unerwartetem Besuch


Auf dem Gebiet von Onguma gibt es einen Fotohide. Solche Hides werden im südlichen Afrika immer beliebter. Anstatt mit dem Fahrzeug durch den Park zu kurven wartet man, bis sich Tiere dem Wasserloch nähern. Die Hides sind so gebaut dass man auf Augenhöhe fotografieren kann. Während in Europa solche Hides meist mit Spy-Gläsern (Mensch sieht raus, Tier sieht nur einen Spiegel) ausgestattet sind, wird beim Hide in Onguma ein Fenster geöffnet, um fotografieren zu können. Ich hatte den Hide gebucht in der Hoffnung, ein paar passable Fotos von Antilopen oder mit Glück Elefanten machen zu können. Die zwei Ranger, die uns abholten, hatten aber eine Überraschung für uns bereit. In der Nacht war ein - vermutlich junger - Löwe in den Hide eingedrungen und hat einen Bohnensack rausgeholt. Solche Säcke werden anstelle eines Stativs verwendet, um die Kamera zu stabilisieren.



Irgendwie ist es dem Löwen gelungen, eines der Fenster zu öffnen. Die Rangerin Wana meinte, die Löwen seien nach wie vor in der Nähe des Hides - und der junge Löwe werde nicht vergessen, dass sich das Fenster öffnen lässt. Der Zugang zum Hide erfolgt über einen Weg, der von einer Holzpalisade gesäumt

Auf dem Bild ist das Gesicht einer Löwin mit geöffnetem Mund zu sehen.
Copyright: Armin Schädeli

wird. Auf dem Weg zum Hide konnten wir durch die Lücken dieser Palisaden sehen, dass die Löwen mit dem Bohnensack spielten. Kurz nachdem wir den Hide betreten haben, war das Interesse der jungen Löwen geweckt. Sie näherten sich neugierig, schauten in den Hide und einer der Teenie-Löwen versuchte, mit der Pfote ein Fenster zu öffnen, Rangerin Wana hielt dagegen. Ein weiterer Löwe sprang aufs Wellblechdach. Interessanterweise fühlten wir uns zu keiner Zeit bedroht, es war vielmehr ein beeindruckendes Erlebnis, diesen Wildtieren so nahe zu kommen, vor allem für uns Raubkatzen-Fans. Etwas mulmig war uns, als wir den Hide verlassen und zu Fuss zum Fahrzeug gehen mussten. Wana hatte zwar überprüft, ob die Löwen weg sind, aber ich war froh, dass kein Nachzügler auf dem Dach herumlungerte.


Auf dem Bild ist eine junge Löwin zu sehen.
Copyright: Armin Schädeli

Reisen mit Kindern in Namibia Namibia ist aus meiner Sicht das ideale Einstiegsland im südlichen Afrika für Selbstfahrer, die mit Kindern unterwegs sind. Zum einen sind die Kids überall willkommen, zum andern ist die Gesundheitsversorgung gut und bis auf den Norden ist Namibia kein Malaria-Risikogebiet, die Mitnahme eines Notfallmedikaments reicht in den meisten Fällen aus. Ein Besuch beim Tropenarzt ist aber auf jeden Fall keine schlechte Idee. Namibia verfügt generell über eine gute Infrastruktur und für afrikanische Verhältnisse gut ausgebaute Strassen (auch die Naturstrassen) und die Kriminalitätsrate ist viel tiefer als beispielsweise in Südafrika.


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